Im Urlaub hat man ja die Hoffnung, einiges von dem nachzuholen, was
man im Alltag nicht geschafft hat, zum Beispiel das Lesen interessanter
Bücher. Entsprechend groß fällt dann auch der Stapel an
Literatur aus, der mit in den Urlaub muss. Ganz unten in der
Literaturpyramide finden sich die letzten Ausgaben der "Dresdner
Neuesten Nachrichten", die noch liegen geblieben waren, außerdem
diverse Hefte von ct und Gamestar. Aber dann kommt die "richtige"
Literatur, die im Folgenden näher beschrieben wird:
Wolfgang Hohlbein, Heike Hohlbein: Die Heldenmutter
Ein schöner dicker spannender Fantasy-Schmöker von Familie
Hohlbein. Mit Zwergen, Elben, Zauberern und einer großen
Bedrohung, und zu meiner großen Freude spielt gegen Ende auch so
etwas wie ein Drache mit. Außerdem ist das Ende sowohl
überraschend (zumindest für mich) und konsistent, alle
offenen Probleme werden zufriedenstellend erklärt oder
aufgelöst. Und das ist mir immer wichtig.
Interessanterweise hat das Buch eine weibliche Hauptheldin, und auch
der Ablauf der Handlung scheint mir teilweise recht "weiblich" zu sein.
Wen also allzu männliche Stereotype in der Fantasyliteratur schon
etwas langweilen, dem kann dieses Buch besonders empfohlen werden, es
hat aber auch mir als "Normalleser" viel Vergnügen bereitet.
Aldous Huxley: Schöne neue Welt
Damit vervollständigt sich meine Sammlung zukunftskritischer "Grundlagenwerke", zu der auch die Farm der Tiere, Fahrenheit 451 und 1984
gehören. Auch wenn es in erster Linie zeigt, wie die Zukunft
besser nicht sein sollte, liefert es doch genügend
Denkanstösse und Parallelen, die uns auch bei der Gestaltung
unserer Zeit helfen können. Außerdem kann man erfahren,
woher der Begriff alpha-Männchen kommt. Ich hatte das Buch schon
eine Weile angelesen und habe es im Urlaub endlich abgeschlossen.
Bruce Marshall: Das Wunder des Malachias
Ein herrliches Buch, dass sich mit der Frage befasst, wie die Menschen
auf ein offensichtlich echtes christliches Wunder vor ihrer
Haustür reagieren. Der arme Pater Malachias muss erfahren, dass
die Menschen nicht so einfach den wahren Glauben an Gott wiederfinden,
auch wenn ihre bisherige Lebensweisheit auf den Kopf gestellt wird. Das
Buch ist schon etwas älter und in Bezug auf Jazzmusik und
Ökumene vielleicht nicht auf dem neuesten Stand, trotzdem ist es
sowohl vergnüglich als auch besinnlich und damit ideale
Ferienlektüre.
Robert Gernhardt: Gedichte
Leider ist Robert Gernhard vor kurzem verstorben, aber das war
zumindest ein Grund, nochmal den Gedichtband von meinen Eltern
auszuleihen, den ich vor einiger Zeit bereits komplett
durchgeschmökert hatte. Wer mit moderner Lyrik seine Probleme hat,
darf hier trotzdem ganz beruhigt hineinschauen. Eine besondere Mischung
aus lustigen und nachdenklichen Versen, und immer hat man das
Gefühl, dass hier ein echter Liebhaber der Sprache am Werke war.
So mitreißend kann moderne Kunst sein!
Schlaue Kisten machen Geschichten
Ein Band mit Kurzgeschichten über Computer und ähnliche
technische Wesen. Sehr abwechslungsreich und unterhaltsam, was bekannte
(Bierce, Lem, Poe, Asimov) und unbekannte Autoren dazu geschrieben
hatten. Ein (aus meiner Sicht) dummer Fehler ist aber der Herausgeberin
Ruth J. Kilchenmann unterlaufen: Vor jede Geschichte eine kurze
Einleitung zu stellen, die meist die Pointe verrät, ist irgendwie
Unsinn. Dem kann man aber leicht abhelfen, indem man zuerst die
Geschichte und dann die Einleitung liest, so hat man jeweils noch etwas
Gelegenheit zum Nachdenken.
Blum/Honecker: angeschaut - Begegnungen mit dem Auferstandenen
Kein Buch zum Durchlesen, sondern zum Hineinschauen, wenn einem gerade
danach ist. Also gerade richtig für den Urlaub. Mit seiner
sinnlichen Mischung aus Bildern, Texten und Anregungen ein himmlischer
Sonnenstrahl für viele Gelegenheiten.
Ephraim Kishon - ... und die beste Ehefrau von allen
Ephraim Kishon - Drehn Sie sich um, Frau Lot
Kishon ist momentan unser Favorit für Gute-Nacht-Geschichten. Mit
seinem freundlichen Humor sind gute Träume nahezu garantiert. Ich
habe als Kind viele Kishon-Bücher gelesen, aber zum Glück
vergisst man das meiste ja mit der Zeit und kann das also nun noch
einmal mit vollstem Vergnügen genießen.
Wladimir Kaminer - Ich mache mir Sorgen, Mama
Mit Wladimir Kaminer hat vor einiger Zeit das Vorlesen von
Gute-Nacht-Geschichten begonnen. Und falls wir eine Abwechslung zu
Kishon gebraucht hätten, hätten wir aus diesem Buch lesen
können. So bleibt es ungelesen, ist aber sicher bald in Dresden an
der Reihe, uns gute Träume zu bescheren.
Marion und Werner Tiki Küstenmacher - simplify your life
Meine erste Begegnung mit Herrn Küstenmacher war ein
MS-DOS-Lernbuch, das stilgerecht in eine DOSe erhältlich war.
Inzwischen haben wir zur Firmung auch schon seine Minicomics über
die Vorzüge der Bibel oder der Kirche verschenkt. Und da auch ich
mit meiner Zeit oft nicht besonders gut auskomme, habe ich mir mal
dieses Buch mit dem Untertitel "Endlich mehr Zeit haben"
gewünscht. Aber zum Lesen des Buches hatte ich im Urlaub keine
Zeit ...
Frank Schätzing: Der Schwarm
Dieses Buch hat es leider gar nicht in den Koffer geschafft,
weil Die Heldenmutter etwas ältere Rechte hatte und nur ein
Wälzer pro Urlaub erlaubt (und sinnvoll) ist. Den Autor kenne ich
noch von seiner Buchvorstellung in der Harald-Schmidt-Show und bin nun
gespannt, wie er das alles so entwickelt. Das erfahre ich sicher bald,
zumindest liegt Der Schwarm jetzt ganz oben auf dem Nachttisch.
Bücher, Bücher, Bücher. Gut, dass ich sie alle dabei
hatte. Diese Liste soll auch keine direkte Empfehlung in dem Sinne
sein: "Lesen Sie dieses Buch!", wohl aber ein Anreiz, überhaupt
mal wieder ein gutes Buch zur Hand zu nehmen und sich in fremde
(Gedanken-)Welten entführen zu lassen. Und dabei gilt der alte
Spruch, der immer auf den Tüten von Richters Buchhandlung
aufgedruckt war (ist?):
Lesen macht schön!
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